Reker - my ultimate comfort food

Seit meiner Mitgliedschaft bei "The Daring Kitchen" lese ich auch öfters mal die "Members Spotlights" anderer Mitglieder, die monatlich neu erscheinen. Eine der oft gestellten Fragen ist "What is your ultimate comfort food?". Was ist meiner? Lange wußte ich keine Antwort darauf, ist mein Geschmack doch sehr jahreszeiten- und launenabhängig. Mal mag ich nur Pasta oder Risotto, dann nur Pizza; könnte nur Panna cotta oder rote Grütze vernaschen. Aber ein Gericht, für dass ich immer alles stehen und liegen lassen würde und bei dessen Genuss ich so richtig die Seele baumeln lassen kann? Hmm, das hatte ich wohl nicht.
Bis zum nächsten IKEA-Besuch, nach dem es mir dann wie Schuppen von den Augen fiel. Wie immer schlich ich durch die Lebensmittel-Ecke und spähte aus Neugier in die Tiefkühltruhe (das Einzige was ich dort kaufe ist das Knäckebrot) und schüttelte mich beim Anblick des "Almondy Tart", ein widerlich süßer, auch in Norwegen sehr populärer Kuchen. Und dann fiel mein Blick auf sie - REKER (= Garnelen). Tiefgefroren. Noch in der Schale. Wie hatte ich diesen Anblick vermisst! Sofort strömte eine gewaltige Erinnerungsflut auf mich ein. Wie oft war ich in Norwegen in den Supermarkt gegangen um aus der Tiefkühltruhe mit einer Plastikschütte die losen reker in die mit Aluminium beschichtete Tüte zu schaufeln und mich auf ein leckeres Essen zu freuen. Eine Tiefkühltruhe mit losen reker gibt es dort in jedem noch so kleinem Markt, abgefüllt in Tüten bezahlt man sie nach Gewicht. Dazu kauft man noch eine Tube Majonaise und eine Zitrone (oder für die ganz Faulen gleich Majonaise mit Zitronenaroma drin) und fertig! Wie oft habe ich dieses Essen in Norwegen zusammen mit Freunden oder alleine genossen! Meike erinnert sich bestimmt an den einen oder anderen Reker-Abend. Bei meinem letzten Besuch im Februar war es das erste, was ich mir zum Mittagessen gemacht habe (siehe Bild); und außer Kaviar aus der Tube ist es eines einiger weniger norwegischer Lebensmittel/Gerichte die ich wirklich vermisse.



Es war auf jeden Fall kein Knäckebrot, was ich an diesem Tag bei IKEA gekauft habe. Robert hat glaube ich ein bißchen den Kopf geschüttelt weil ich über diese Endeckung und die Aussicht auf ein Rekeressen so ekstatisch war. Ich habe mich wohl aufgeführt als hätte ich den heiligen Gral entdeckt. Zwei Abende später stieg dann das große Ereigniss - Baguettes waren frisch gekauft und aufgeschnitten, die Reker auf meinem tiefen Backblech verteilt und aufgetaut und Zitronen aufgeschnitten. Es konnte also losgehen. Das Puhlen der Reker an sich ist eine schöne Schweinerei. Es empfiehlt sich eine Schürze anzuziehen, denn beim Kopf abkneifen kann es schon mal gewaltig spritzen. Nach spätestens Stück Nummer 10 läuft einem das Wasser an den Armen entlang, und nach einer Weile macht sich der Salzgehalt des selbigen an der Haut bemerkbar. Eine Schüssel mit Wasser und eine Menge Küchentücher sind daher unbedingt erforderlich, genauso eine große Plastiktüte (löcherfrei) zur geruchsarmen Entsorgung der Schalen im Müll.


Nach ungefähr einer dreiviertel Stunge war das Blech leer (das heißt die gesamte Tüte alle), alle pappsatt und Ina wirklich 'comforted'. Es war vielleicht nicht ganz so gut wie in Norwegen, aber fast. Zumindest stillt es ein bißchen die Sehnsucht.

Keine Kommentare: